(Ausstellung 2015)
Fernanda Steiner-Pulimeno
Fernanda Steiner-Pulimeno gehört nicht zu denen, die von Kindesbeinen an nichts als zeichnen wollten und diesen Traum nach etlichen Berufsetappen wahrmachen konnten. Mit acht Jahren aus Süditalien in die Schweiz gekommen, erlebte sie das Zeichnen in der Schule als „Horrorfach“. Sie fühlte sich unfähig dazu, was zweifellos auch an unfähigen Pädagogen lag. Nach ihrer Lehre als Kleinkindererzieherin, der weitere Ausbildungen folgten, wollte sie es aber wissen und belegte Kurse, die sie zeichnen und malen lehren sollten. Dabei zeigte sich bald, dass ihre Hemmungen nicht nur die Figuration, sondern – und wohl vor allem – auch den Umgang mit der Farbe betrafen. Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue – der Titel von Barnett Newmans in den späten sechziger Jahren entstandener Bildfolge, einer Ikone der Malerei des 20. Jahrhunderts, könnte auf Fernanda gemünzt sein, die in ihren Anfängen Angst vor den reinen bunten Farben hatte, ganz besonders vor dem Rot, das Newman provokativ ausbreitete.
Diese tief sitzende Angst malte sie sich jahrelang in gestischen Bildern vom Leib und beschloss eines Tages, sich der Gegenstandswelt zu stellen. Damit gab sie die Gouache-Technik auf und wechselte zur Ölmalerei, die sie zu einem langsamen, sorgfältigen Arbeiten zwang. Nun realisierte sie auch, dass ihr das gedämpfte Kolorit am besten entsprach. Bunte Farben setzt sie heute als Akzente ein, namentlich das romantische Blau.
Ihre Bildwelt führt denn auch höchst selten ins Freie. Es sind meist dunkle, indirekt beleuchtete Innenräume, Wohnräume, Grotten, Tempel. Nicht selten signalisiert ein Fenster oder ein Maueröffnung eine Verbindung zur Aussenwelt, dann und wann dringt diese stürmisch ins Innere, oft bleibt die Lichtquelle aber unsichtbar und nur durch einen Lichtstrahl am Boden oder unter einer Türe zu erahnen. Diese Räume bergen offensichtlich Geheimnisse; sie zu ergründen braucht womöglich etwas Mut. Möbliert sind sie spärlich, manchmal mit einem Bett, einem Schrank oder einem Stuhl. Immer wieder findet man da vereinzelte persönliche Gegenstände wie einen Ring, eine Halskette oder einen Umhang, die von intimer menschlicher Präsenz berichten Diese Räume können von Wasser überflutet sein oder auch mal in Flammen stehen, an Katastrophen denkt man deswegen nicht. Es sind Traum-Räume, wie sie einem durch den Surrealismus vertraut geworden sind.
Caroline Kesser